Deutschland wird immer älter und die Geburtenrate sinkt: Jede zweite Person ist 45 Jahre alt oder älter, jede fünfte Person ist älter als 66 Jahre. Die Anzahl an jüngeren Menschen nimmt beständig ab und die Bevölkerung erreicht im Schnitt ein immer höheres Lebensalter. Noch im Jahr 1970 machten die unter 20-jährigen knapp 30% der Bevölkerung aus. 2018 waren es nur noch 18,4%. Dieser demografische Wandel führt zu einer starken Belastung für die Altersvorsorgesysteme und einer steigenden Altersarmut, weil nicht mehr genug Geld eingezahlt wird. Heutzutage ist jeder/jede Fünfte im Alter von über 65 Jahren armutsgefährdet.   

Sven Thieme, Gründer und Vorsorgeexperte von Competent Investment aus Dresden, warnt seit langem davor, Altersarmut zu unterschätzen. Denn die Geburtenrate ist niedrig und somit wird es zukünftig immer weniger Menschen im erwerbsfähigen Alter, sprich zwischen 20 und 66 Jahren, geben. Diese Gruppe muss aber in die gesetzliche Rentenversicherung einzahlen, um die aktuellen Rentner zu finanzieren, was aber zum Problem wird, wenn es immer weniger Arbeitnehmer gibt, welche Beiträge zahlen – bei gleichzeitig mehr Rentenempfängern. Das Rentenniveau wird dementsprechend sinken und immer mehr Menschen werden in Deutschland mit der Altersarmut zu kämpfen haben. Aber nicht nur der demografische Wandel trägt zur zunehmenden Altersarmut bei. Auch verschiedene Unterbrechungen des Arbeitslebens, sei es wegen der Kindererziehung oder der Pflege eines Angehörigen, können zu weniger Einzahlung in die Versicherung führen. Bei Arbeiten, die nur niedrig entlohnt werden, ist der Beitrag in die gesetzliche Rentenversicherung ebenfalls oft zu gering, um später genügend Rentenbezüge für einen sorglosen Lebensabend zu erhalten. In Deutschland gilt jeder Mensch als von Armut gefährdet, sobald ihm im Jahr weniger als 13.628 Euro zur Verfügung stehen, sich das Einkommen also unter 60% des Medianeinkommens befindet.

Besonders alleinerziehende Frauen sind stark von der Altersarmut betroffen. Sie können oft nicht ausreichend in ihre Rentenversicherung einzahlen, da sie weniger steuerpflichtig arbeiten und eher mit der Kindererziehung beschäftigt sind. Viele Frauen unterbrechen ihr Arbeitsleben außerdem, um Kinder zu bekommen und diese dann zu erziehen, wobei es sich um wertvolle Jahre handelt, in welchen sie normalerweise Beiträge hätten zahlen können. Zurück ins Arbeitsleben kommen viele Frauen häufig auch nur in Teilzeit. Eine Studie der OECD aus dem Jahr 2019, der Staatengemeinschaft der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, zeigt, dass „die Rente bei Frauen über 65 heute im Schnitt um 46 Prozent niedriger ausfällt als bei Männern“, so berichtet der SPIEGEL. Damit ist Deutschland „Schlusslicht“, so Monika Queisser, die Leiterin der Abteilung für Sozialpolitik bei OECD. Sie erklärt auch: „Das kommt nicht aus dem Rentensystem, sondern aus dem Arbeitsmarkt“.

Um der Altersarmut entgegenzuwirken arbeiten viele Rentner und Rentnerinnen in Minijobs oder schließen in jüngeren Jahren Zusatzrenten oder eine private Altersvorsorge ab. Diesen Schritt begrüßen die Vorsorge-Experten der Competent Investment als wichtigste Grundlage, um gegen Altersarmut vorzubeugen. Dazu Sven Thieme: „Sachwerte sind stabil und helfen dabei, eine zusätzliche finanzielle Basis zu schaffen, um Einbußen bei der Rente auszugleichen.“

Doch die Corona-Pandemie dürfte die dringenden Einkünfte für Rentenbeziehende noch einmal verringern. Zwar wird die Rente für rund 21 Millionen Menschen in Deutschland erst einmal um 3,45% im Westen und 4,2% im Osten steigen, aber diese Erhöhung orientiert sich am vorangegangenen Jahr 2019. Künftig werden also auch deutsche Rentner*innen von den wirtschaftlichen Folgen der Pandemie und des Lockdowns nicht verschont bleiben. Bei der jährlichen Renten-Anpassung im nächsten Jahr muss also die Lohnentwicklung des Krisenjahres 2020 herangezogen werden, was den Westen auf eine Nullrunde bringt und den Osten auf einen Anstieg von 0,72%. Vor Rentenkürzungen schützt allerdings der Gesetzgeber, denn diese sind durch eine Schutzklausel untersagt. Dennoch entsteht eine große Lücke zwischen dem eingezahlten Geld während der Pandemie und den gleichzeitigen Ausgaben an Rentenversicherte. Diese 4,7 Milliarden Euro große Lücke soll durch Steuerzuschüsse vom Bund wieder ausgeglichen werden. Die Pandemie kann aber auch erhebliche Folgen für künftige Rentner*innen haben, besonders für solche, die aufgrund des Virus in die Arbeitslosigkeit oder in Kurzarbeit gerutscht sind.

Für Finanzexperte Sven Thieme steht fest: Die Gründe für eine Altersarmut sind vielfältig. Besonders der demografische Wandel wird zukünftigen Generationen stark zu schaffen machen. Vor allem Frauen, die häufiger wegen der Kindererziehung ausfallen und häufiger in Teilzeit arbeiten, können nicht ausreichend Beiträge in ihre Rentenversicherungen einzahlen. Die Corona-Krise wird ebenfalls derzeitige Arbeitnehmer*innen vor Probleme und vor finanzielle Herausforderungen stellen.